Eine Idee wird geboren

Schon seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema Modellbahn. Eine alte NOCH-Anlage meines Großvaters fristete lange Zeit ein dunkles Dasein im Keller und wurde vor ein paar Jahren wieder auf Vordermann gebracht. Aber ganz zufrieden war ich dabei nie wirklich: das alte Märklin M-Gleis (Metall) brachte nur Probleme mit sich und die analoge Steuerung fand ich nicht mehr zeitgemäß. Also wälzte ich sämtliche Foren (u.a. Stummiforum, MiWuLa) und unzählige Herstellerseiten (Märklin, Roco, NOCH, Tams Elektronik, etc.) im Internet, besorgte mir eine Gleisplanungssoftware (Wintrack 13.0) und machte mich ans Entwerfen einer neuen Anlage. Zuerst als Privatbahn auf dem Dachboden meiner Oma gedacht, kam bald eine neue Idee auf: warum die Bahn nur aufm Dachboden stehen lassen, wo sie niemand sieht? Eine Modelleisenbahn für‘s Schaufenster sollte es werden!

Aber was hat eine Modelleisenbahn mit einer Apotheke zu tun? Erst einmal: nichts. Inspiriert wurde ich dabei von meiner Kindheit: meine Eltern durften nie beim Spielwaren Rupp vorbeigehen ohne dass ich auf die Modellbahnanlage im Schaufenster einen Blick werfen konnte. Aber nicht nur für Kinder ist eine Modellbahn gedacht: sie lädt auch uns Erwachsene dazu ein, einmal kurz stehen zu bleiben und in der stressigen Weihnachtszeit innezuhalten. Und dazu möchten wir einladen: bleiben Sie kurz stehen und schauen Sie den Zügen zu. Nehmen Sie sich eine kleine Auszeit!

Die Rahmenbedingungen

Also wurden die Rahmenbedingungen festgelegt. Als größtes Problem stellte sich dabei der zur Verfügung stehende Platz heraus - nicht die Breite von 260cm, sondern die Tiefe ist der limitierende Faktor. Auf 60cm lässt sich nun mal keine H0-Bahn planen. Und eine andere Spur kam nicht infrage. Aus den 60cm wurden also schließlich 100cm. Zudem wollte ich eine vollautomatischen Steuerung mit Zügen im Wechselbetrieb - also genügend Platz im Schattenbahnhof einplanen. Man sollte aber auch einiges sehen und es soll nicht langweilig werden - darum eine Nebenbahn mit kleinem Höhenunterschied - mehr war aus Gründen der Betriebssicherheit leider nicht drin. Diese stand eh bei allen Überlegungen an erster Stelle. Schließlich soll die Steuerung vollautomatisch ohne äußeres Eingreifen funktionieren. Zuletzt sollten nicht nur Kurzzüge ihre Runden drehen, sondern auch moderne Fernzüge (ICE-TD oder ALEX) - dafür wurden lange Bahnsteige (120cm Länge) benötigt. Ich erstellte also unzählige Pläne und verwarf diese wieder. Bis ich schlussendlich bei dem Vorliegenden hängen geblieben bin.



Die Arbeit beginnt

An die Umsetzung ging es dann im Herbst 2017. Der Plan wurde in A3 ausgedruckt und zusammengeklebt. Die Unterkonstruktion wurde gefertigt und der Plan auf Sperrholzplatten übertragen. Dann die Trassen großzügig ausgeschnitten und mit untergelegter Trittschallisolierung auf der Grundplatte verschraubt. Ein erstes Legen der Gleise und eine Probefahrt zeigten, dass alles mehr oder weniger so funktionierte, wie ich mir das vorgestellt hatte. Also wurden als nächstes das Gleisbett zur Schallisolierung und die Gleise aufgeklebt. Anschließend ging es eine Woche lang an die Verkabelung: Stromeinspeisung mit Ringleitung, Rückmelder, Weichenanschlüsse, etc. Dabei musste immer auf die korrekte Verdrahtung und mögliche Interferrenzen geachtet werden: zum Glück hat alles auf Anhieb gepasst - gute Planung ist die halbe Arbeit :-)





Der erste Test

Nebenher hatte ich mir einen Raspberry Pi 3 und ein 10,1" Touch-Display besorgt. Hierauf installierte ich die Steuerungssoftware Rocrail und programmierte diese. Der Einfachheit halber arbeitete ich an einem Notebook und kopierte dann die fertigen Daten. Zuerst wurde der Gleisplan mit den einzelnen Blöcken eingepflegt. Anschließend die Rückmelder und Weichen. An der Anlage erfolgte dann die Zuordung der einzelnen Adressen, was mir zuerst viel Kopfzerbrechen bereitete. Dann wurden die Fahrstraßen definiert und die Rückmelder entsprechend zugeordnet. Als dann alles eingegeben war, konnte der erste Testbetrieb stattfinden. Und siehe da: alles funktionierte, wie es sollte. Es war cool zu sehen, wie ein Projekt im Kopf dann umgesetzt tatsächlich hervorragend funktionierte. 

Die nächsten Abende wurden fleißig getestet und kleinere Fehler ausgemerzt. Auch die Programmierung musste noch angepasst werden, sodass schlussendlich alles reibungslos lief.




Schönheitskur

Als ich mir über einen fehlerfreien Betriebsablauf sicher war, wollte ich den Rohbau noch etwas verstecken. In der NOCH Modellbau-Welt in Wangen holte ich mir zahlreiche Inspirationen. Mir wurde das NOCH TerraForm-System zur groben Landschaftsgestaltung empfohlen. Da mir klar war, dass eine komplette Landschaftsgestaltung ungleich mehr an Zeit verschlingen würde, wollte ich mich auf eine grobe Struktur beschränken. Das Ziel für die nächsten Jahre ist damit aber schon vorgegeben ;-). Mit der Heißklebepistole wurden unzählige Streben fixiert auf die dann das Geländekrepp geklebt wurde. Zur winterlichen Gestaltung malte ich alles mit weißer Farbe an.







Update 2018: Renovierung im Zeichen der Betriebssicherheit

Nach der ersten Weihnachtszeit war die Modellbahn doch schon ganz schön "zerschlissen": fast alle Magnetartikel-Weichen sind ausgefallen, was etlich Zusammenstöße verursachte. Zudem stockten die Loks gerade in den Kopfgleisen häufiger aufgrund Kontaktproblemen. Also stand die "Renovierung 2018" ganz im Zeichen der Betriebssicherheit - denn schlussendlich soll die Anlage ja völlig autonom laufen.

Als erstes wurden die Märklin Magnetartikel-Weichen gegen stabile Servos ausgetauscht. Diese sind nicht nur langlebiger und ausfallsicher, sondern bewegen die Weichenzunge wie im Vorbild langsam hin und her. 

Als zweite und größte Aufgabe wurde die komplette Verkabelung erneuert. Statt Steckverbindern wurde alles gelötet. Die Kabel sind mit Plastikbinderücken strukturiert und gut versorgt. Dabei bekam jeder Kabeltyp einen eigenen Weg, sodass keine Störung der Rückmelder auftreten kann. Die Kabelstruktur wurde sternförmig aufgebaut und alle 50cm eine Einspeisung (Masse und Digitalspannung) an das Gleis gelötet. Die elektronischen Geräte brachte ich alle auf einem aufklappbaren "Steuerungsboard" unter. Da nicht jede Verbindung sofort getestet werden konnte, freute ich mich umso mehr, dass bei den ersten Tests alles auf Anhieb einwandfrei funktionierte.

Im Anschluss folgten noch kleinere Arbeiten wie eine saubere Trennung der Schienen der beiden Modulhälften, sodass ein einfacherer Transport möglich ist. Zudem wurde als erstes gestalterisches Objekt eine Brücke (natürlich von NOCH) eingebaut. Zu guter Letzt mussten die Einstellungen der Software nochmals neu angepasst und eingepflegt werden.

Ich hoffe, dass die Arbeiten zur Betriebssicherheit beitragen werden und die Anlage auch in der Weihnachtszeit 2018 Groß und Klein erfreuen wird.





Update 2019: weitere Verbesserungen und Dampflokparade

Die Änderungen in 2018 haben sich positiv auf die Betriebssicherheit ausgewirkt. Die Weichen wurden danke der Servos zuverlässig geschalten und Kontaktprobleme traten deutlich seltener auf. Nun zeigten sich jedoch einige Probleme mit den Rückmeldern, welche teils seltsam und ohne Kontakt auslösten und dabei quasi eine Lichtorgel spielten. Ein autonomes Fahren war somit sehr fehlerträchtig. Da der Fehler trotz intensiver Recherche und Ausprobierens nicht gefunden werden konnte, wurde ein zusätzliches Rückmeldermodul eingebaut und die Software angepasst. Das hat die Problematik etwas entzerrt.

Es zeigte sich auch, dass die Laufzeit von über 12 Stunden pro Tag an sieben Tagen die Woche sehr an den Loks zehrte. Einzelne Loks hatten somit in den sechs Wochen über 50h reine Fahrzeit (keine Standzeit!) angehäuft. Die Loks wurden also einer gründlichen Reinigung und Wartung unterzogen, um die Ausfallwahrscheinlichkeit zu reduzieren. Zudem sollen dieses Jahr ausschließlich Dampfloks ihre Runden drehen.

Beide Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass die Anlage vollautomatisch und ohne Eingreifen fahren kann. Sollte das einmal nicht der Fall sein, schreiben Sie mir gerne eine Mail an: moba@remove-this.staufen-apotheke.de

Update 2020: Landschafts- und Szenengestaltung

Dieses Jahr ging es dank tatkräftiger Unterstützung meiner Frau Anne Burth an die Landschaftsgestaltung. Die Bergstruktur wurde grob modelliert (noch ausbaufähig ;-)) und angemalt. Die Gleise wurden geschottert. Zudem fanden kleine, weihnachtliche Szenen den Einzug auf der Modelleisenbahn. U.a. haben sich der Weihnachtsmann und der Nikolaus versteckt. Desweiteren haben die Kinder eines Wangener Kindergartens für uns kleine Häuschen aus Milchtüten gebastelt - es gibt also viel zu entdecken.

Außerdem wurden die Gleise einer Grundreinigung unterzogen, um Kontaktprobleme auszuschließen. Auf der technischen Seite musste aufgrund Softwareproblemen ein neuer RaspberryPi4 eingebaut werden. Jetzt läuft alles flüssiger und nach ersten Tests auch absturzfrei.

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Update 2021: Familienprojekt Modelleisenbahn

In diesem Jahr hat sich an der Modelleisenbahn wohl optisch am meisten verändert. Auf der Faszination Modellbau in Friedrichshafen haben wir uns Inspiration und Material besorgt. Dabei haben sich unsere Töchter natürlich Pferde als Motiv gewünscht und so wurde u.a. ein Pferdestall samt Reitanlage aufgebaut. Zusätzlich haben wir bei zwei Großeinkäufen in der Noch Modellbau-Welt in Wangen weitere Modelle und Inspirationen für kleine Szenen gefunden. Beim Aufbau hat die ganze Familie mitgeholfen. So finden sich u.a. ein Weihnachtsmarkt, ein Schatzsucher im "Wirtschaftswald" und "Schneewittchen und die 7 Zwerge" auf der Bahn - na, schon gefunden?! 

Technisch neu ist die momentan aus meiner Sicht beste und umfassendste Zentrale verbaut worden: eine Tams mc². Die Einrichtung war sehr einfach und hat dazu geführt, dass einiges an Verkabelung überflüssig geworden ist. Dies reduziert wiederum Fehler, sodass wir auf einen noch stabileren Lauf hoffen. Des Weiteren erfolgt die Steuerung nun ausschließlich mobil über eine Fernwartung, sodass der verbaute Bildschirm überflüssig geworden ist.







Update 2022: mehr Bewegung

In diesem Jahr wollten wir dem allgemeinen Trend folgen und etwas mehr Bewegung auf die Modellbahn bringen. Leider sind die micro-motion Kinderspielplatzgeräte von Noch aufgrund Lieferverzögerungen (wer kennt das aktuell nicht... :-() noch nicht lieferbar - diese wären natürlich der absolute Favorit unserer Töchter gewesen. Allerdings erhielten wir freundlicherweise einen Baum mit Schaukel, den wir umgehend verbaut hatten. Zudem haben wir, inspiriert von der neuen Weihnachtspyramide an der Eselmühle, eine solche drehbar gemacht und ebenfalls verbaut.

Um das Material nicht überzustrapazieren und auch um etwas Interaktion mit den Zuschauenden (vor allem den Kindern) zu bekommen, wollten wir eine Art "Knopfdrücker" wie im Miniaturwunderland in Hamburg realisieren. Da wir aber keinen Knopf außen anbringen können, haben wir das Ganze über einen LDR-Widerstand realisiert. Ein Arduino Nano misst den Widerstand der Photodiode, springt dieser über einen Schwellenwert, wird ein Relais ausgelöst und der Baum schwingt oder die Pyramide dreht sich. In der Theorie total einfach - bei der Umsetzung bin ich allerdings an meine Grenzen gestoßen und habe mich umso mehr gefreut, dass mein sehr guter Freund Stefan von CNCKitchen seine Ideen eingebracht hat und auch die Programmierung übernahm. Erste Versuche waren erfolgversprechend: wir sind gespannt, wie das im Dauerbetrieb aussehen wird.

Zudem sind weitere Figuren und Szenen eingezogen, sodass es mittlerweile viel zu entdecken gibt. Und Ideen für die nächsten Jahre haben wir noch genug - lasst euch überraschen!





Die Schaufensterbahn der Staufen Apotheke

Und so steht sie nun da: die Schaufensterbahn der Staufen Apotheke. Ein langes Projekt, das auch in Zukunft weiterverfolgt werden wird. Haben Sie Fragen zu der Modelleisenbahn? Sprechen Sie uns darauf an! Ich freue mich jederzeit über Rückmeldungen und Ratschläge gerne auch per Mail an: moba@remove-this.staufen-apotheke.de. 

Unser Team und ich wünschen allen - ob Groß oder Klein - viel Freude beim Bestaunen und eine besinnliche Weihnachtszeit!

Pirmin Burth




Technische Daten

Gleislänge: 17,25m
Grundfläche: 2,60qm

Gleismaterial: Märklin K-Gleis
Landschaftsgestaltung mit NOCH TerraForm

Schattenbahnhof mit 4 Gleisen
Schnellzugbahnhof mit 3 Gleisen
Berg-Bahnhof mit 2 Gleisen

gleichzeitiger Fahrbetrieb von mind. 5 Loks möglich!

Steuerung:
Zentrale: Tams Elektronik mc² inkl. Booster
Automatik-Steuerung über Software RocRrail installiert auf einem Raspberry Pi 4
Rückmelder: Tams Elektronik S88-4 Rückmeldemodul
Weichensteuerung: ESU Switch Pilot Servo V2.0 und ESU Präzisions-Servo-Antriebe